Wanheim-Angerhausen, die Geschichte

Von der Landwirtschaft über die Hüttenindustrie
zum Logistik-Zentrum
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Als ältester Nachweis für die Siedlungsstelle Wanheim und Angerhausen gilt eine Urkunde des Stifts Werden aus dem Jahre1052, der zufolge „einem Edelherrn Franko und seiner Ehefrau Werinhild aus dem Besitz der Abtei Werden je eine Hufe Land in Wagenheim und Angerohuson als Lehngut übertragen wurden, nachdem das Ehepaar zuvor diesen Eigenbesitz der Abtei geschenkt hatte.“

lm historischen Sinne, wie etwa im 16./17. Jahrhundert, ist unter dem Namen „Wanheim-Angerhausen“ der Siedlungsraum zu verstehen, der im Süden vom Verlauf der Anger bis zu ihrer Mündung in den Rhein, im Westen vom Rhein stromabwärts bis zum Franzosenweg/ Eichelskamp und im Norden und Osten von der Bergischen Landwehr bis zum südlichen Biegerpark, der vom Lauf der heutigen Alten Anger im Bogen begrenzt wird. Weiter östlich lag das Herzogtum Berg in dem Wanheim-Angerhausen eine Enklave bildete. Diese Lage bedeutete, dass sich die Bürger unterschiedlichen Zuständigkeiten unterwarfen. Neben Duisburg und Friemersheim auf der anderen Rheinseite gehörten von jeher auf kommunaler Ebene zu Gemeinde Duisburg und kirchlich spätestens seit dem 12. Jahrhundert zum linksrheinischen Friemersheim. Zusammen mit diesem Ort schlossen sich die Bürger im 16. Jahrhundert der Reformation an und bildeten eine evangelische Enklave im kath. Duisburger Süden. Schon 1856 trat ein evangelischer Pfarrer seinen Dienst in Wanheim an und 1903 erhielt Wanheim- Angerhausen seine eigene evang. Kirche an Friemersheimer Str.

Der Zustand der verschiedenen Gemeindezugehörigkeit endete erst 1815, nachdem auf Grund der Beschlüsse des Wiener Kongresses das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Berg an Preußen gefallen war. Kirchliche und verwandtschaftliche Beziehungen begründeten jahrhundertelang einen regen Fährverkehr zwischen Wanheim und Friemersheim/Bliersheim, der mit einigen Unterbrechungen erst 1936 endgültig eingestellt wurde. Außerdem gab es Angerfähren zwischen Huckingen und Angerhausen sowie bei Schloss Angerort.

Hochwasser und Eisstände des Rheins verursachten immer wieder erhebliche Abbrüche des Wanheimer Rheinufers. Es wurde befürchtet, dass Wanheim vollständig dem Rhein zum Opfer fallen könnte. Abhilfe schafften um die Mitte des 19. Jahrhunderts Uferbefestigungen aus massiven Bruchsteinen. Die derzeitige Uferanlage einschl. Leinpfad und Rheinuferpromenade entstand zwischen 1962 und 1992.

Infolge der Industrialisierung zogen seit der Jahrhundertwende auch zahlreiche Katholiken nach Wanheim-Angerhausen, wo sie ein reges Gemeindeleben entfalteten. 1914 weihten sie ihre Kirche dem heiligen Suitbertus und 1915 konnten sie ihre eigene Schule eröffnen.

Seit 1902 ist Wanheim-Angerhausen ein Duisburger Stadtteil. Diesem Schritt war ein bedeutender Bevölkerungszuwachs vorausgegangen. In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts sind mit Ziegeleien und Sägewerken erste Schritte in Richtung Industrialisierung getan worden. 1905/1906 erfuhr diese Entwicklung  eine explosionsartige Ausweitung durch die Errichtung der Metallhütte an der Angermündung und 1911/12 durch den Bau einer Eisengießerei der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg. Nicht nur Fabriken, sondern auch große Wohnhäuser und ganze Siedlungen wurden urplötzlich in den ehemals landwirtschaftlich geprägten stillen Dörfern gebaut. Mitten hindurch ließ die Stadt zwischen Wanheim und Angerhausen eine Eisenbahnstrecke verlegen um die Firmen am Rhein mit Gütern zu versorgen. Seitdem beherrscht die Schwerindustrie den alltäglichen Lebensablauf der hiesigen Bevölkerung.

Das Geschehen am Rheinufer entwickelte sich im 20. Jahrhundert auf beiden Seiten der Anger gemäß den politischen, wirtschaftlichen und technischen Rück- und Fortschritten. Entlang dem Rhein verlor die Region in wenigen Jahren ihren landwirtschaftlichen Charakter und infolge der gemischten Bebauung lassen sich die ehemaligen Einzeldörfer Wanheim und Angerhausen nicht mehr unterscheiden und sind zusammengewachsen. Auf der anderen Rheinseite errichtete die Firma Krupp aus Essen ab 1896 ein großes Hüttenwerk. 100 Jahre später fiel der letzte Hochofen bei Krupp im Zuge der strukturellen Änderungen fast aller Industriezweige. In einigen Bereichen der von der Schwerindustrie besonders geschädigten Landschaft wurde umstrukturiert und renoviert. Firmen gaben auf, marode Industriebauten wurden abgerissen, Brachen und Halden sind von der Stadt Duisburg aufgekauft, und saniert worden .und auf der ehemaligen Schlackenhalde entstand der „Angerpark“ mit der Landmarke „Tiger und Turtle- Magic Mountain“ ein heute von Touristen geschätztes Besuchermagnet. Entlang der Anger verläuft von der Ehinger Straße bis zum Rhein ein neuer bequemer Fußweg bis zu einer großen Aussichtsplattform, die einen guten Ausblick auf das Leben an und auf dem Rhein und auf die Angermündung bietet.

Inzwischen entstanden auf dem für Transporte zu Land und Wasser optimal gelegene Areal  der sanierten Metallhütte an der Ehinger Straße zwischen Angermündungsgebiet und Rhein unter dem Namen „Logport II“ eine moderne Neuanlage der Verkehrslogistik.

Auch auf dem Rhein hat sich das Bild verändert: Während noch bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts lange Schleppzüge, gezogen von stampfenden, zischenden und rauchenden Dampfern, gegen Abend vor Wanheim ihre Anker warfen und die Schiffer von Bord gingen, um in Wanheim ihren Proviantbedarf zu decken, ziehen heute längst Einzelfahrer und Schubeinheiten Tag und Nacht an Wanheim, an der Angermündung vorbei.  Durch die ausgebaute Rheinpromenade von der Friemersheimer Str. bis zum Franzosenweg wird der rege Schiffsverkehr mit Containern, Tankern und Kreuzfahrschiffen von vielen Besuchern mit Interesse verfolgt.

Wanheim- Angerhausen hat sich heute mit seinen 12000 Einwohnern zu einem Stadtteil mit gemischter Bebauung, mit Neubausiedlungen, mit einigen Bausünden und einer strukturierter Bevölkerung von einem Dorf zu einem Ortsteil mit allen positiven und negativen Eigenschaften in der Industrie Großstadt Duisburg entwickelt.

Erstellt von Heinrich Hildebrand Jan. 2004

Aktualisiert von Theo Küpper Nov. 2021